Wien – Am 6. November 1983 flimmern in Hawkins, Indiana, die Lichter. Ein Leitungsproblem? Wenn es nur das wäre! Im hiesigen Labor der US-Regierung sorgt ein wütend Ding für Stromunterbrechungen – und mehr: Es grunzt und knurrt und furzt, bevor es zupackt. Der hektisch den Aufzugsknopf hämmernde Forscher in Todesangst ist nur das erste Opfer in der neuen Netflix-Serie Stranger Things. Weitere werden folgen, so steht’s geschrieben.

Da ist zunächst der kleine Will, gewissermaßen auserwählt, die Menschheit von einem Monster zu befreien, das diese selbst erschaffen hat. Will Byers ist ein zartes Bübchen, Sohn der alleinerziehenden Joyce (Winona Ryder) und nach kurzem, aber heftigem Monsterübergriff verschwunden. Früher Gebrauch von Schusswaffen hilft eben nicht gegen alles.

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Die Mutter macht sich Sorgen, der Sheriff beruhigt ungenügend, im Laboratorium ziehen Einsatzkräfte weiße Ganzkörperanzüge an, anderswo taucht ein hungriges Kind auf, das mit schnöder Blickkraft Ventilatoren und Coladosen ruiniert. Daheim möchte man so jemanden nicht haben.

Foto: Netflix

Kind, Kleinstadt, Monster: Das sind klassische Ausgangspunkte im Horror- und Mysteryfach, dutzendmal beschrieben und zitiert. Stranger Things hat von allem etwas, unübersehbar zählen Steven Spielberg, George Lucas and J.J. Abram zu den Vorbildern der Serienmacher Matt und Ross Duffer.

Dem Genre fügen sie zumindest in der ersten Folge nur bedingt Neues bei, am ehesten Sorgfalt in Ausstattung und Kostümierung, vom transistorradiogroßen Walkie-Talkie als Vorstufe der Mobiltelefonie bis zum gut sichtbaren Teenager-Pickel.

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Darüber hinaus bedient man sich genreüblicher Ingredienzien: Hier das zitternde Kind, dort das schmatzende Unbekannte, dazwischen der Kleinstadtmief und eine kleine tapfere Gemeinde Unbeugsamer, die gegen die große Verschwörung kämpft und die tröstliche Botschaft hinterlässt: Früher war auch nicht alles besser. Acht Folgen. (Doris Priesching, 15.7. 2016)

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